Von Sitzmeditation, Wohlwollen und Achtsamkeit im Augenblick

Ein Interview mit Alexandra Andersen zu MBSR und Achtsamkeit in ihrem Leben.

“Im Alltag hetzen wir meist von einer Situation zur nächsten, denken beim Frühstück daran, was in der Arbeit ansteht und in der Arbeit planen wir, was am Abend noch erledigt werden muss. Wenn wir ehrlich sind, sind wir selten mit unseren Gedanken tatsächlich im Hier und Jetzt. Das verursacht Stress, der sich negativ auf unsere Gesundheit auswirkt. Im Extremfall kann das zu Burnout, Depressionen, Angstzuständen oder Panikattacken führen. Achtsamkeitsübungen bieten einen Weg, diesem Stress zu begegnen, um ausgeglichener, entspannter und gesünder zu leben.” schreibt Alexandra Andersen auf ihrer Website. Sie ist hauptberuflich Lehrerin an einem Gymnasium in Würzburg, hat sich daneben aber weitergebildet, um Menschen zu helfen über Body, Mind und Soul zu einem erfüllten Leben zu finden. Sie steht also wie Remindfully für mehr gute Gefühle.

Wir haben ihr ein paar Fragen zu Achtsamkeit und besonders MBSR in ihrem Leben gestellt.

Wofür bist du heute dankbar? Sag´s mit drei Wörtern.

Gesundheit, Sommer, Schuljahresende

Was können sich unsere Leser:innen unter MBSR vorstellen?

MBSR ist ein alltagstaugliches und wissenschaftlich erforschtes 8-Wochen-Programm, das Menschen dabei unterstützt, auf gesunde Weise dem alltäglichen Stress zu begegnen und ihn mit Achtsamkeit und Bewusstheit zu bewältigen. Die Teilnehmer*innen erlernen formelle Übungen, die ihnen dabei helfen, sich ihrer Gedanken bewusst zu werden und deren Einfluss auf ihr Wohlbefinden zu erforschen. Sie beobachten außerdem ihren Körper mit all seinen Signalen und Botschaften und üben sich in achtsamen Körperbewegungen. Genauso wichtig sind die Übungen im Alltag, die ihnen die Möglichkeit geben, immer wieder im jetzigen Moment anzukommen und ganz bei dem zu sein, was sie gerade tun.

Was bedeutet Achtsamkeit für dich? 

​​Für mich bedeutet Achtsamkeit, ganz da zu sein – im gegenwärtigen Augenblick. Buchstäblich mitzukriegen, was gerade geschieht, um den Moment als das zu leben, was er ist: vergänglich, nie wiederkehrend und somit einzigartig. Wenn ich ihn verpasse, wenn er mir entgleitet oder ich ihn einfach nicht mitkriege, weil ich mich in Gedanken verliere oder in Zukunftsplänen bade, geht dieser Moment vorüber, ohne dass ich ihn gelebt und gefühlt habe. Es ist ganz normal, dass das immer wieder passiert. Gleichzeitig hilft mir die Achtsamkeit maßgeblich dabei, immer mehr jetzt anwesend und ganz da zu sein – egal, ob der Augenblick angenehm oder unangenehm ist, denn beides gehört zum Leben dazu.

Wie hast du zu einem achtsamen Leben gefunden? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Mein Weg zur Achtsamkeit erfolgte über die Gewaltfreie Kommunikation. Als ich über mehrere Jahre Vertrauenslehrerin meiner Schule war, fand ich mich oft in Situationen wieder, in denen ich gern klarer und empathischer kommuniziert und nicht sofort nach Lösungen gesucht hätte. Ich fand in einem Buch den Hinweis auf die GfK und war gleich sehr neugierig. Nach mehreren Einführungs- und Vertiefungskursen machte ich die Jahresakademie und profitierte sehr davon – sowohl in der Schule als auch in der Familie. Über die Achtsamkeit mit der Sprache kam ich zunächst zur Achtsamkeit mit dem Körper und machte eine Ausbildung in Tibetischem Yoga (Lu Jong). Lama Tulku Lobsang, der meine Prüfung abnahm, unterwies mich auch in Achtsamkeitsmeditation. So kam ich über diese „Seitenstraßen“ letztlich zu MBSR und zu meinem Konzept „Lernen mit Achtsamkeit“ für weiterführende Schulen, in dem all meine Kompetenzen und Erfahrungen mit eingeflossen sind.

Diese Einstellungen hast du auch zu deiner Berufung neben deinem Beruf gemacht? Was kann man bei dir lernen?

Ich unterrichte die GfK in online- und Präsenzseminaren – als Einführungs- und Vertiefungsseminare, sowie Themenseminare für tiefere Prozesse und zur Persönlichkeitsentwicklung. Daneben biete ich momentan einen online-Yogakurs Lu Jong an. Zweimal im Jahr kann man bei mir einen MBSR-Kurs machen. Ganzjährig biete ich monatliche Übungsgruppen zur GfK an und ebenso zur Vertiefung der eigenen Achtsamkeit. Mein momentan größtes Herzensprojekt ist „Lernen mit Achtsamkeit“ als 4-modulige Hybrid-Weiterbildung für Lehrer*innen an weiterführenden Schulen. In dieser Weiterbildung werden neben ausgearbeiteten Unterrichtsstunden für ein ganzes Schuljahr auch die Organisation und Inhalte einer schulinternen Weiterbildung besprochen und erprobt. Ebenso sind GfK und Lu Jong Inhalte der Weiterbildung, die intensiv geübt und angewandt werden. Letztlich vereinen die 4 Module all meine Kompetenzen und Erfahrungen aus dem Schulalltag und dem „normalen“ Leben. Daher ist sie mir ein besonderes Anliegen, in dem ganz viel Herzblut steckt!

Was ist deine Lieblings-Übung, um Achtsamkeit zu praktizieren? 

Tatsächlich ist meine Lieblingspraxis die Sitzmeditation – mein tägliches Sitzen ist nicht nur eine Routine geworden, sondern auch eine Praxis, die mich sehr viel lehrt, weil mein Geist natürlich auch unendlich aktiv ist und ich so üben kann, die Gedanken zu beobachten und meine inneren Urteile wohlwollend wahrzunehmen und zu erkennen. Meine Morgenroutine des Sitzens mit einer anschließenden ausgiebigen Dankbarkeitspraxis ermöglichen mir einen bewussten Start in den Tag.

Wo siehst du die größten Vorteile achtsamer durchs Leben zu gehen?

Durch eine achtsame Haltung bin ich präsent und versuche, im Alltag ganz da zu sein. Auf diese Weise kann ich meinen eigenen Weg finden, um mit alltäglichem Stress gelassener und entspannter umzugehen. Indem ich übe, zwischen Reiz und Reaktion eine Lücke entstehen zu lassen, kann ich das Gedanken-Karussell stoppen und wohlwollend und wertschätzend mit mir selbst in Kontakt kommen. Dann gelingt es mir, aus dem Hamsterrad auszusteigen, meine inneren Ressourcen zu stärken und mit mehr Energie und Lebensfreude durch den Tag zu gehen. Auf diese Weise finde ich mein inneres Gleichgewicht, das nicht nur mir, sondern auch meinem Umfeld guttut.

Kann Remindfully da einen Teil dazu beitragen? 

Ehrlich gesagt, habe ich die App bisher nur kurz gesichtet und noch nicht länger damit „gearbeitet“. Doch die Idee, die dahinter steckt, finde ich großartig. Denn letztlich geht es genau darum: sich im Getriebe des Alltags immer wieder freundlich daran erinnern zu lassen, nicht im Autopiloten unterwegs zu sein, sondern im jetzigen Moment anzukommen. Genau dies unterstützt remindfully mit wertvollen Texten und Inspirationen zu Achtsamkeit. Toll finde ich, dass sie so unverhofft gesendet werden, sodass man sich wirklich immer wieder aus dem eigenen Husseln herausholen lassen und sich des eigenen Seins und des aktuellen Augenblicks bewusst werden kann.

Was würdest du jedem / jeder für einen achtsamen Alltag und gute Gefühle mit auf den Weg geben?

Sei freundlich zu dir selbst – immer wieder und immer wieder! Und gerade dann, wenn dein innerer Kritiker anfängt zu toben und zu rasen, gerade dann ist es wichtig, ihn zu beruhigen, um dir selbst das Wohlwollen zu schenken, was du jetzt so nötig brauchst!

Wenn ihr mehr über Alexandra Andersen und ihre Kurse erfahren wollt, findet ihr sie unter www.alexandra-andersen.de oder @alexandra_andersen_ auf Instagram.

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